Wie man ein Unternehmen am schnellsten an die Wand fährt

Insolvenzverwalter berichtete über „Unternehmensführung mal anders“

Beim jüngsten Unternehmertreff im Schwabacher Gründerzentrum SCHWUNG konnte Referent Dr. Alexander Raab mit humorigen Ratschlägen dienen, wie man am besten und schnellsten in die Insolvenz gelangt.

Fünf Tipps

„Erstellen Sie auf keinen Fall betriebswirtschaftliche Aufstellungen, Tipp Nummer eins“, betonte der Fürther Rechtsanwalt in seinem ersten Statement. Als Beispiel nannte er ein Pflegeheim mit rund 100 Mitarbeitenden, dessen letzte Bilanz 2012 erstellt wurde. Im Laufe des Insolvenzverfahrens wurden neben den Krankenkassen-Rückständen auch weitere Verbindlichkeiten aufgedeckt. Mit einer entsprechenden betriebswirtschaftlichen Aufstellung hätte man hier bereits früher eingreifen können.

„Erstellen Sie auf keinen Fall Auftragskalkulationen“ ist der Tipp Nummer zwei. „Viele schätzen ihre Kostenberechnungen Pi mal Daumen oder nehmen Preisdumping als Ausrede, doch das kann auf Dauer nicht funktionieren“, so Raab.

Planungen

Als dritten Ratschlag gab Alexander Raab den etwa 30 Zuhörern im Publikum mit auf den Weg: „Erstellen Sie auf keinen Fall eine Personalplanung“. Als anschauliches Beispiel erzählte von einer Haustechnikfirma, bei welcher der Prokurist selbst den Insolvenzantrag stellte. Nach kurzer Zeit wurde deutlich, das Verhältnis Handwerker zu Verwaltungsmitarbeiter (1:1) stimmte hier überhaupt nicht.

Mit sogenannten Hardlinern und Patriarchen hat Tipp Nummer vier zu tun: „Fragen Sie auf keinen Fall Ihre Mitarbeiter, Sie selbst wissen alles besser.“ Auch hier konnte der Rechtsanwalt aus dem Nähkästchen einer Bäckerei mit vielen Filialen plaudern, die abgewickelt wurde. Bei den folgenden Betriebsversammlungen wurden, obwohl sonst üblich in diesen Fällen, keine Rückfragen von Mitarbeitenden gestellt. Erst bei persönlichen Gesprächen, ohne den Chef, kamen Themen ans Licht und die Tatsache, dass die Hinweise und Verbesserungsvorschläge der Mitarbeitenden in der Chefetage nicht gehört wurden.

Keine Haftung

Abschließend berichtete der Referent über einen Familienbetrieb mit mehreren Filialen. Im Gespräch über verschiedene Sanierungsoptionen mit dem Chef und dessen Kindern, die ebenfalls im Unternehmen tätig waren, fielen leider etliche unschöne Worte seitens Vater. „Daher lautet mein fünfter Tipp: Nehmen Sie keine Rücksicht auf Menschen, gehen Sie wie eine Dampfwalze drüber, dann landen Sie schnellstmöglich in der Insolvenz. Für die heutigen Tipps übernehme ich aber keine Haftung“, so Raab schmunzelnd.

Andrea Rübenach und Klaus Howind vom BDS bedankten sich für den lebendigen Vortrag und luden im zweiten Teil des Unternehmertreffs zum Netzwerken und zum Austausch der Teilnehmenden aus unterschiedlichsten Branchen ein.